Filmarchiv

 

Mad Heidi

SDP
Mit Käse an die Macht, tot allen die Laktoseintoleranz sind! Der industrielle Käse-Magnat Meili kommt mit seinem Käse so gut an, das er sich zum richtigen Schweizer Präsidenten putschen kann. Jede Rebellion oder Demonstration wird niedergeschlagen. Meili baut eine Diktatur in der Schweiz auf.
20 Jahre später.
Weit oben in den Bergen ist das Leben noch schön, aber auch dort sind Meilis Schergen präsent. Heidi lebt bei ihrem Grossvater, der sie vor dem Regime schützen möchte, war er doch selbst mal bei den Rebellen tätig. Doch Heidi liebt den Geissenpeter, was Grossvater nicht gerne sieht, denn er weiss welche Geschäfte der Geissenpeter macht. Geissenpeter handelt mit verbotenen Laktose freiem Käse und wird prompt erwischt. Vor den Augen von Heidi wird ihm der Kopf weggeblasen. Heidi kann zwar fliehen, doch sie wird beim Grossvater gestellt, dessen Alphütte gesprengt. Kommandant Knorr weist Heidi ins Trainingslager für Frauenschwingerinnen ein, dort soll Heidi zur Gladiatorinnenschwingerin ausgebildet werden. Präsident Meili persönlich will Heidi am Nationalfeiertag bis zum Tod schwingen sehen. Doch Heidi denkt nicht daran, sich zu unterwerfen, tatsächlich gelingt es ihr zu fliehen, sie rennt in die Berge und findet Helvetia, die ihr im bevorstehenden Kampf hilft...

Einige Figuren von Heidi wurden hier für diesen Film zweckentfremdet. Sicher, der Film ist irgendwie witzig, aber leider nur halb durchdacht. Wegen Geldmangel, finanziert wurde alles mit Crowdfunding, standen nicht allzu viele Drehtage zur Verfügung. Aber auch die Vorbereitungszeit litt darunter. Doch der Geldmangel kam nur zustande, weil man internationale Stars verpflichtete und die kosten massig Geld. Die beiden Filmemacher Johannes Hartmann und Sandro Klopfstein kreierten das neue Kunstwort „Swissploitation“, dies ist natürlich eine Ableitung von Blaxploitation. Nun, wer das Making-of von „Mad Heidi“ ansieht, hört was ich hörte. Die Beiden gaben einige Filme an, die ihnen als Vorbilder dienten, doch die meisten davon sind entweder Grindhouse oder Eastern. Blaxploitation hingegen war / ist ein Black American Genre, das sich vorwiegend um Farbige dreht, in dem viel Action, Sex und Gewalt vorkommt (was von Grindhouse übernommen wurde). Meisten sind die Farbigen die Helden/innen und wenn Weisse vorkommen, sind sie die Bösen oder mimen die Behörden. Bevor ich nun das Interview mit den Beiden sah, las ich Swisspoitation und stellte mir eine Abwandlung von Blaxploitation vor. Das bedeutet für mich Swissness pur. Und dem werden sie leider, leider nicht gerecht. Der Ansatz war gut, es gibt auch eine Menge guter Gags, doch mit dem Budget, dieser Filmcrew und den vielen Stars hätte viel mehr drin liegen müssen. Eines vorweg, internationale Stars wären nicht nötig gewesen, die Schweiz würde genügend Potenzial beherbergen. Somit hätte man viel Geld gespart, die man für Vorbereitungszwecke hätte benutzen können. Weiterer Punkt der gegen Swissness steht, es wurde in Englisch gedreht, noch schlimmer, in Englisch sind die Stimmen um einiges besser, vor allem für die Trailer (dies wurde Grindhouse entnommen und schon von Tarantino benutzt) zwischendurch, als in der Deutschen Synchronisation. Doch ich vermisse eindeutig das Schweizerdeutsch! Man stelle sich vor, Schweizerdeutsche Sprüche in einem Grindhouse! Noch besser, man macht einen Gag daraus, denn versucht mal einen Walliser, Berner oder weiss ich welchen Dialekt zu verstehen! In der Art: was hast du gesagt? Ich verstehe dich nicht, bumm Kopf weg! Das wäre ebenfalls Grindhouse, wie auch das Training von Heidi, damit sie gegen die Schergen bestehen kann, dies kommt aber auch in den Eastern vor.
Geissenpeter mit Plastikhose? Heidi mit Katana? Helvetia wie ein Papagei geschminkt?
Klar, dies ist Grindhouse, oder eben Swissploitation, hier muss nicht alles stimmen. Und für ihren ersten Langfilm haben sie ein paar nette Gadges ausgesucht, z.B. die alten Festnetztelefone, alles was mit Käse zu tun hat, ein alter Militärkommandowagen, ganz witzig das Motorrad hat eine Schaffhauser Nummer und ich komme aus SH. Aber ob sie das selbst so aussuchten, oder eher das Team dafür verantwortlich war? Im Making-of sagen die Beiden, (abgekürzt) sie hätten einige Filme aus der 70ziger Epoche gesehen, sie seien aber nicht damit aufgewachsen. Sie sind eher mit Tarantino erwachsen geworden. Und hier liegt eindeutig das grösste Problem dieses Filmes, sie sind zu unerfahren, zu naiv an die Sache herangegangen. Klar, damit konnten sie überhaupt punkten und stellten wohl nur deswegen den Film auf die Beine. Ansonsten hätten sie vielleicht gekniffen? Wer weiss. Sie nehmen sich Tarantino als Vorbild, doch Tarantino ist ein Film Geek, ähnlich wie ich. Der sich mit der gesamten Geschichte des Filmes befasst. Warum und woraus Blaxploitation entstand, oder Grindhouse. Johannes Hartmann und Sandro Klopfstein hingegen wurden von wenigen Filmen beeinflusst und fanden: Geil, das machen wir auch...Blut muss fliessen. Mit mehr Erfahrung hätten sie mehr übers Schwingen gewusst, wie man Szenen schneidet, wenn das Cast nicht wirklich kämpfen kann, Heidi kann es nicht, auch wenn sie sagt, sie habe den Schwarzen Gürtel. Und wieder fehlte die Vorbereitungszeit, um Kampftraining zu lernen, dabei wäre es noch relativ einfach (verzeiht mir alle die japanische Kampfkunst zelebrieren) ein Katana führen zu lernen, jedenfalls für Anfänger/innen. Aber das ist keine Schweizerwaffe, da wären wir bei der Hellebarde, Armbrust, Schwert, Knüppel, einfach abendländische Mittelalterwaffen. Überrascht war ich, als ich einige mit dem alten CH Sturmgewehr 57 von SIG sah – das ist eine wahre Schweizer Waffe.
Es gäbe so viele Schweizer Gags, aber Johannes Hartmann und Sandro Klopfstein übernahmen oft einfach die alten oder diejenigen die sie in Filmen sahen: z.B. Geissensex auf der Alp. Wie wäre es wenn Trychler auftauchen, ihre Glocken als Handgranaten werfen und sie dann von Meilis Truppen nieder gemetzelt werden? Ich könnte noch lange referieren, aber die grundsätzlichen Themen habe ich abgehandelt. Johannes Hartmann und Sandro Klopfstein sind noch jung, sie sind in der Lernphase, vielleicht werden sie weitere Filme drehen, die dann ausgeklügelter sind?
Fazit: ganz klar interessant, einige Szenen sind wirklich witzig, aber die Heidi ist viel zu blass für ein Mad, das internationale Cast wäre nicht nötig gewesen, weil die Schweiz genügend Material zur Verfügung hätte und vor allem vermisse ich den Dialekt, wenn es schon Swissploitation heisst. Ansonsten, einfach ganz nett. Die DVD bietet zusätzlich: Making-of, Trailer, usw..

Hintergrundinfos:
Das Produktionsbudget betrug zirka 2 Millionen CHF. Gedreht wurde, unter anderem, in der Schweiz. Der Film wurde mittels Crowdfunding finanziert. Motive von der berühmten „Heidi“ Erzählung fanden hier Einzug.

Zu vergleichen mit „Ring Thing“.

CH Spiel. 2022
Genre: Swissploitation, Dystopie, Action, Grindhouse, „Komödie“
Min. ca. 92 DVD
Regie: Johannes Hartmann, Sandro Klopfstein
Drehbuch: Johannes Hartmann, Sandro Klopfstein, Gregory D. Widmer, Trent Haaga
Produzent: Valentin Greutert, Roman Brosowski, Tero Kaukomaa, Scott Cameron Pedigo, Lars Riehn, Michel Rindlisbacher, Timo Vuorensola, Mark Benecke, Adrian Bühler, Sandro de Stefani, Christophe Di Silvestro, Karin Sixtensdotter Graffmo, Frowin Holdener, Steve Langan, Ludovic Smeets, Robert Steglich, Sandro Bollschweiler, Michael Brönnimann, Kevin Dean, Frederic Gastaldo, Beni Lehmann, Jayden Pizel, Baptiste Planche, Patric Rymann, Philip Wels
Darsteller/in:
Alice Lucy - Heidi
David Schofield – Alpöhi*
Casper Van Dien – Richtiger Schweizer Präsident Meili
Katja Kolm - Fräulein Rottweiler
Kel Matsena - Geissenpeter
Almar G. Sato - Klara Sesemann
Max Rüdlinger - Kommandant Knorr, „Knorrli“
Werner Biermeier - Cheesemaster Kari
Pascal Ulli - Dr. Schwitzgebel
Rebecca Dyson-Smith - Lutz
Milo Moiré - Meilis Dienerin
Yves Wüthrich - Morgenstern Soldier: Yodeler
Kaspar Weiss - Minister Gutzweiler
Andrea Fischer-Schulthess - Helvetia
Fabienne Hadorn - Helvetia's Voice
Julia Föry - Flora
Jacqueline Fuchs - Rosi
Leon Herbert - Isaac
Dieter Friedli - Ueli der Knecht
Dominique Jann - Cheese Dealer
Pascal Holzer - Assistant Cheese Dealer/Voiceover
Matto Kämpf - Pre-Neutralizer
Josua Meyer - The Neutralizer
Gerhard Göbel - Late Minister
Pierre Dubey - The French Delegates
Philippe Schuler - The French Delegates
Martina Momo Kunz - Helvetia's Nuns
Jazmine Decaro - Helvetia's Nuns
Flurina Schlegel - Lactose-intolerant Inmate
Patti Basler - Kitchen Staff
Dennis Schwabenland - Morgenstern Soldier: Balls Kick
Tanguy Guinchard - Morgenstern Soldier: Triggerfinger
Patrick Slanzi - Morgenstern Soldier: Snitch
Jeremias Kangas - Morgenstern Soldier: Throwing Star
Matthias Koch - Morgenstern Soldier: Split
Thomas Schott - Morgenstern Soldier: Musician
Noa Quinn Kleeberg - Alpenblick Guard: Shower
Tanja Lipak - Alpenblick Guard: Lights Out
Romina Hanini - Alpenblick Guard: Vanguard
Shanice Bösiger - Alpenblick Guard: Hankie
Naomie Margot - Alpenblick Guard: Emergency
Frowin Holdener - Heidi's Father
Grazia Pargoletti - Swiss Housewife
Tobias Müller - Factory Worker
Marcel Achermann - Angry Farmer
Julian Cordes - Angry Farmer
Sandro de Stefani - Swiss Minister
Scott Cameron Pedigo - Swiss Minister
Lars Riehn - Swiss Minister
Michel Rindlisbacher - Angry Farmer
Lukas Ritzel - Angry Farmer
Nando Rohner - Angry Farmer
Klemens Niklaus Trenkle - Angry Farmer




 

         

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