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Zwingli (2019)

SDP
Ulrich Zwingli kommt als Prediger nach Zürich um das Jahr 1519. Er sieht wie das „reiche Pack“ alles hat, die Armen aber nicht einmal vom Betteln satt werden. Als er auf Deutsch aus der Bibel predigt, ist dies ein Skandal, denn bisher wurde die lateinische Sprache verwendet, auch wenn das einfache Volk dies gar nicht versteht. Zwingli will aber das Evangelium an das Volk bringen und zwar in verständlicher Sprache. So beginnt er mit Gleichgesinnten das Evangelium zu übersetzen. Der Zürcher Stadtrat verteidigt Zwingli, denn sie sehen in ihm eine Chance auf Aufklärung. Aber auch der Umstand so die katholische Kirche ein wenig in ihre Schranken zu weisen, wird dankend angenommen. Nach und nach versucht er dem Volk beizubringen, was in der Bibel steht und was nicht. So wird nirgends etwas von fasten erwähnt, was er ebenfalls anprangert und ihn immer mehr auf die Abschussliste der Katholiken bringt. Die Katholiken hingegen versuchen die Innerschweizer Kantone aufzuhetzen, sie sollen gegen Zürich vorgehen...die Zeichen stehen auf Krieg...

Kostüme und Bauten sind relativ gut gelungen, es ist auch witzig zu anzusehen, wenn bekannte Bauwerke als Hintergrund dienen, in denen man selbst herum wanderte. Es wurde ja im Kanton Schaffhausen gedreht, in meiner Heimat. Das Cast ist gut ausgesucht worden und kann überzeugen. Das einzige Problem das mir einfach sofort ins Auge sticht, alles ist viel zu positiv und zu sauber dargestellt. Selbst während die Pest wütet, ist alles adrett und sauber. He, damals waren grössere Städte stinkende, eklige Moloche, aus heutiger Sicht. Ein Abwassersystem bestand darin, entweder alles auf die Strasse zu kippen oder z.B. unter anderem in die Limmat zu leiten. Nix mit weissen Zähnen, es wurde mit Holz usw. geheizt, das ergab dunkle Wolken, es stank nach Urin, Handwerk usw. Während der Pest wurden Häuser ausgeräuchert, man kennzeichnete sie als Pesthort. Hier haben selbst arme schön geputzte Türen, Böden und adrett verputzte Wände! Das passt leider überhaupt nicht. Die Kaschemme ist fast schon modernen Ansprüchen tauglich, noch ein paar Plexiglasscheiben rein und sogar Corona tauglich!
Klar, die Filmemacher/innen scheuten sich im Kloster Allerheiligen oder in Stein am Rhein zu viel Dreck zu machen, aber das hätte schlichtweg dazu gehört. Tiere liefen frei herum, kackten dort wo sie standen. Mögen auch die Pfaffen und Nonnen etwas sauberer gewesen sein, das arme Volk konnte sich kaum regelmässig waschen.
Leider ist auch das Leben von Zwingli ein wenig zu oberflächlich gezeigt worden. Man ging kaum in die Tiefe, hinterfragte die Motive nicht, auch als er aktiv Krieg wollte. Die „Kriegssequenz“ ist für mich total misslungen. Eine gefühlte halbe Stunde kommt einfach mal Schwarz, äh, ja, nun, kommt der Abspann oder geht es weiter...ungeduldig.
Mir ist bewusst, was eine Schlacht kosten würde, dafür war das Geld nicht vorhanden. Doch man hätte zum Beispiel Rauch zeigen können, Feuer, Schwerter die klirren, ein Schrei, Zürcher Fahnen, usw.. Einfach nur einen schwarzen Bildschirm ist fast schon mehr als sparsam. Fazit: sicher spielt das Cast sehr gut, der Film ist informativ, aber als Bildnis von Zwingli taugt es nur bedingt, da man kaum reflektiert und viel zu oberflächlich in die Materie eintaucht, trotz über 2 Stunden Laufzeit. Zudem ist alles viel zu sauber, dabei trat Zürich gerade aus dem „dunklen“ Mittelalter heraus in die Aufklärung und diese Zeiten waren nicht gerade appetitlich.

Hintergrundinfos:
Das Produktionsbudget betrug zirka 5,5 Millionen $.

Zu vergleichen mit „Luther“.

CH, BRD Spiel. 2019
Genre: History, Biopic
Min. ca. 124 DVD
Regie: Stefan Haupt
Drehbuch: Simone Schmid
Produzent: Anne Walser, Roland Stebler
Darsteller/in:
Maximilian Simonischek - Ulrich Zwingli
Anatole Taubman - Leo Jud
Sarah Sophia Meyer - Anna Reinhart
Charlotte Schwab - Annas Mutter
Stefan Kurt - Bürgermeister Röist
Andrea Zogg - Chorherr Hofmann
Oscar Sales Bingisser - Johann Faber
Ueli Jäggi - Bischof von Konstanz
Rachel Braunschweig - Katharina von Zimmern
Michael Finger - Felix Manz
Aaron Hitz - Konrad Grebel
Patrick Rapold - Heinrich Bullinger
Mathis Künzler - Jakob Kaiser
Emilio Marchisella - Gerold Reinhard
Pan Aurel Bucher - Bote Rudolf
Thomas Douglas - Ratsherr Edibach
Peter Hottinger - Ratsherr Stoll
Martin Hug - Ratsherr Binder
Miriam Japp - Oberin
Sebastian Krähenbühl - Einbeiniger Bettler
Simon Käser - Wachmann Göldi
Jonathan Loosli - Bürgermeister Bern
Daniel Mangisch - Ratsherr Eidbach
Markus Mathis - Kaplan Koch
Tobias Müller - Farmer (Extra)
Lorenz Nufer - Söldner Trinker
Ingo Ospelt - Ratsherr Karl
Elisa Plüss - Marktgängerin
Gian Rupf - Bauer Berli
Madeleine Scherrer - Thea
Oliver Stein - Söldner Rordorf
Philipp Stengele - Froschauer
Stefan Schmid - Noble Citizen
Klemens Niklaus Trenkle - Protokollant





 

         

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