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Hell – Die Sonne wird euch verbrennen

SDP
Seit vier Jahren fällt kein Regen mehr, das Vieh ist verendet, die Felder verdorrt, Regierungen gibt es nicht mehr, die letzten überlebenden Menschen ziehen durch das Land, um vielleicht einen besseren Ort zu finden. Phillip hat ein Auto das noch so halbwegs fährt, er nimmt die beiden Schwestern Marie und Leonie mit, gemeinsam wollen sie in die Berge, da soll es angeblich noch Wasser geben. An einer Tankstelle begegnen sie Tom, der sich mit Motoren auskennt. Phillip macht mit ihm einen Deal, Tom sieht zu dass der Wagen läuft, dafür darf er mitkommen und wird verpflegt. Als sie schon auf dem Weg in die Berge sind, wird die Strasse plötzlich von einem Metallgerüst versperrt. Mit allen Kräften versuchen sie die Sperre zu beseitigen, was auch gelingt, doch vor lauter Anstrengungen merken sie nicht, dass dies eine Falle ist, in die sie nun hineingetappt sind. Vermummte Gestalten greifen die Gruppe an, jetzt geht es nur noch ums nackte Überleben...

Warum auf dem DVD Cover steht „Prädikat besonders wertvoll“ verstehe ich nicht, doch Papier ist ja bekanntlich geduldig! Der blutjunge und leider unerfahrene Regisseur Fehlbaum geht von einem Szenario aus, dass die Welt am Abgrund steht, na gut, das kann man machen, dies ist legitim (auch wenn das so (wie gezeigt) in der Wirklichkeit nicht ganz passieren kann – dies ist aber ein Film!). Hat man (also hier Fehlbaum) ein Weltbild erschaffen, dann ist es Pflicht weiter zu denken und alles auszumalen, damit es wirklich logisch wird. Tat er leider nicht! Hätte er mal Charakterstudie gemacht oder sich Menschen, Menschengruppen, ja ganze Zivilisationen angesehen, hätte er in seinem Film nur ein Absurdum gesehen, dass jedweder Logik entbehrt, aber ähnlich wie Hollywood Filme aussehen. Zum Beispiel, sein Weltbild sagt, es gibt nur noch wenige Menschen, na gut, das heisst, es gab einen Überlebenskampf, bei dem nur diejenigen überlebten, die eigene Strategien fürs Überleben entwickelten. Der eine kann sich gut verstecken, andere Kämpfen, der rennt besonders schnell und so weiter. Alle „Normalbürger“ die in Panik verfallen, also die Lämmer, die gingen schon viel vorher drauf, als es noch viele Menschen gab. Sicher kann der eine oder andere durch Zufall am Leben geblieben sein. Jetzt sieht man sich die Gestalten in diesem Film an: z.B. Tom, zuerst lässt er sich vom immer wieder Angsthasen Phillip verprügeln, um plötzlich wieder selbst zu prügeln, um dann wieder ängstlich davon zu laufen – na was denn nun, Feigling, Kämpfer, Idiot? Ähnlich geht es mit Phillip. Dafür ist Marie mehr oder weniger einzuschätzen, sie kauft sich mit ihren Reizen ein. Während Leonie das zu beschützende Küken ist.
Passen die Charaktere nicht, gibt es natürlich Unstimmigkeiten in der erzählenden Geschichte.
Kommen wir zum Weltbild, zuerst wird gezeigt, wer in die Sonne geht, verbrennt ziemlich stark, trotzdem hat keiner ne Sonnenbrille, also wenn die Haut anfängt zu brennen, dann ist es schon längst für die Augen zu spät! Übersehen wir mal diesen Punkt, vielleicht gehört das ja zum Weltbild, dass die Menschen nun Superaugen haben. Was aber wieder echt schlimm wird, plötzlich gilt dieses Weltbild nicht mehr, spätestens als die „Lämmer“ in die pralle Sonne fliehen und dies halbnackt! Sie werden „nur“ abgeschlachtet, von Verbrennungen wegen der Sonne keine Spur! Das die "Lämmer" fast mehr Waffen in einer Scheune finden, als die Angreifer in den Händen halten, ist absolut der dümmste Schwachsinn und trotzdem laufen alle davon.
Dieser Film hat so viele Unstimmigkeiten, so viele Fehler, dies ist bestimmt kein „Prädikat besonders wertvoll“. Fehlbaum wollte hier einfach Effekte haschen und das zum Leidwesen der Logik. Da lobe ich mir Filme wie „The Road“, die auch Tiefgang haben und logisch aufgebaut sind. Leider wurde hier über das Weltbild zu wenig nachgedacht, auch die Charakterstudie entbehrt jedweder Gedankenbildung der Filmemacher. Ich kann hier nur ein schlechter Mischmasch aus „The Road“ und „Frontiers“ erkennen. Wäre nur alles ein wenig überlegter gewesen, dies hätte ein wirklich guter Film werden können. Das zeigt einem schon der Anfang, der brillant gelungen ist, bis er in der Mitte einfach nur in ein tiefes, unendlich dunkles Loch fällt, aus dem es kein Entkommen mehr gibt. Fazit: in italienischen (80ziger Jahre B-Movies), amerikanischen oder auch australischen Endzeitfilmen hat man wenigstens ein kompromissloses Geballere das einen unterhält, hier gibt es nur die schlechte Qualität. Die DVD bietet zusätzlich: Making-of, Trailer, usw..
 

Zu vergleichen mit „The Road“, "Frontiers".

BRD, CH Spiel. 2011
Genre: Endzeit
Min. ca. 86 DVD
Regie: Tim Fehlbaum
Drehbuch: Tim Fehlbaum, Oliver Kahl, Thomas Woebke
Produzent: Thomas Wöbke, Gabriele Walther, Roland Emmerich, Stefan Gärtner, Ruth Waldburger
Darsteller:
Hannah Herzsprung - Marie
Lars Eidinger - Phillip
Lisa Vicari - Leonie
Stipe Erceg - Tom
Angela Winkler - Bäuerin Elisabeth
Yoann Blanc - Micha
Christoph Gaugler - Bauer Brückner
Lilo Baur - Französin
Marco Calamandrei - Franzose

Anne Sarah Hartung - Sophia

Michael Kranz - Micha (Stimme)

Nino Böhlau - Flori

Tammo Winkler - Toni

Ellen Schweiger - Oma

Dieter Hilpmann - Gefangener

Marco Calamandrei - Franzose

Luca Winkler - Jens

Hans-Peter Recktenwald - Flüchtiger

Lutz Pretzsch - Anton






 

         

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