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Filmarchiv
Rache der Wanderhure...die
SDP
Marie
und Michel wohnen mit ihrer Tochter auf einer Burg, die ihnen von König
Sigismund als Lehen gegeben wurde. Alles könnte schön sein, doch die Hussiten
machen im Osten das Leben des Königs schwer. Der Großinquisitor des Papstes will
von Sigismund 1427 das dieser gegen die Hussiten zu Felde zieht, nur dann bekäme
Sigismund vom Papst den Kaisertitel zugesprochen. Als Lehensmann muss auch
Michel in den Krieg ziehen. Doch der Großinquisitor des Papstes spinnt eine
Intrige gegen Michel, mit dem Cousin des Königs soll Michel in den Krieg ziehen.
Der Cousin erhält aber vom Grossinquisitor den Auftrag Michel hinterrücks zu
töten. Kurz darauf erhält Marie die Nachricht von Michels Tod. Auf Michels
Schwert, das einige Ritter Marie bringen, ist aber kein Blut zu entdecken,
deswegen glaubt Marie das Michel noch lebt. Sie versucht Michel im Osten zu
finden, während der Großinquisitor des Papstes sie jagt. Unerwartet erhält Marie
Hilfe von der Äbtin Isabel de Melancourt. Isabel will Frieden und keinen Krieg
der Grossmächte, zudem ist ihr der Großinquisitor des Papstes sehr suspekt.
Schliesslich wirkt es merkwürdig, das ein Inquisitor des Papstes so hinter einem
Frauenrock her jagt...
Bei solchen Fernsehfilmen, auch wenn sie einen literarischen Ursprung haben,
sprich: die Vorlage von einem Buch stammt, darf man keine historischen
Korrektheiten erwarten. Im Gegenteil, deswegen kreierte ich das Wort „Mittelaltersoapopera“,
das diesen Film wohl am ehesten beschreibt. Sicher muss man diesem Streifen
zugestehen, das er mit erheblichem Aufwand inszeniert wurde. Für einen
Fernsehfilm erhielt er aber auch zahlreiche Stiftungs- und Fördergelder. Auch im
zweiten Teil wurden historische Tatsachen verwendet, die dann aber abgewandelt
wurden. So gab es die Hussiten, die sich vom „Reformator“ Jan Hus ableiteten.
Sie wichen von der katholischen Lehre in einigen Punkten ab, was für Rom schon
Ketzerei war und damit sah man es gerechtfertig mehrere Kriege (Kreuzzüge) zu
führen. Die Heere wie auch Heerlager wurden mit Computeranimation erzeugt, was
eigentlich auch logisch erscheint, denn es ist eine günstige und gute Lösung.
Viele Kämpfe sind nicht zu bestaunen, im Film geht es eher um die Soapopera von
Marie. Deswegen gibt es auch einige Szenen die grenzwertig erscheinen, in Bezug
auf deren Glaubwürdigkeit. So sieht man im Film einige der ersten Arkebusen. Das
sind, grobschlächtig gesagt, Metallrohre die mit Schwarzpulver, Pfropfen und
Metallkugel gestopft werden, mittels Zündschnur wird das Schwarzpulver
entzündet, das dann die Kugel hinausschleudert. Die Treffsicherheit solcher
„Waffen“ war ziemlich gering. Stand ein Schütze nicht gerade einen Meter vor der
Person, traf er höchstwahrscheinlich nicht. Die psychologische Wirkung hingegen
war enorm, die Waffen machten Lärm der die Feinde erschreckte. Und da die Taktik
darin bestand in Massen anzugreifen, musste man nur in die Masse schießen, etwas
wurde immer getroffen. Eine Verwundung mit einer Kugel konnte Fieber und Brand
auslösen, der oft zum Tod führte. Vor diesen Arkebusen hab es aber Kanonen, die
dazu benutzt wurden Mauern zu durchschlagen. Kanonen sah man hier aber überhaupt
nicht. Und bevor man Arkebusen verwendete, holte man sich lieber englische
Söldner, die mit dem Langbogen hervorragend trafen. Langbogen hatten einen
enormen Durchschlagseffekt, sie konnten selbst Ritter vom Pferd holen. Aber auch
die Ritter waren hier eher als Landser gekleidet, dabei gab es damals noch
durchaus schwer gepanzerte Reiter, bis eben die (treffsicheren, im Vergleich zu
Arkebusen) Musketen aufkamen. Nun, solche Feinheiten, Wissen darf man hier nicht
erwarten, aber doch wenigstens eine spannende Story? Würde ich jetzt meinen.
Jedoch ist dies auch nicht der Fall, rasch erkennt man wie der Film abläuft, da
wirklich alles auf Soap ausgerichtet ist. Solche Fragen wie kann Ruppertus
Splendidus Grossinquisitor werden? Darf man gar nicht stellen, zumal dieser
Inquisitor für sich selbst arbeitet. Doch Intrigen hatten früher Hochkonjunktur,
schliesslich sah man sich als Nachfolger vom römischen Reich und dort wurden
viele Intrigen ausgeführt. Eine Stellung wie ein Grossinquisitor hätte Neid
hervorgebracht, würde ein Mann in dieser Stellung solche Taten verüben, wie hier
gezeigt, würde es ein Skandal auslösen, der den Papst zum handeln zwänge. Oder
Michel tötet wahllos Eindringlinge, ohne Not oder Zwang, die Eindringlinge
bedrohen nicht einmal jemanden, Michel tötet sie ohne Bedauern. Selbst damals
eine völlig abstruse Vorstellung. Noch schlimmer wird es in der Schlussszene,
die Nonnen treten wie Elben aus Herr der Ringe auf – ja wirklich, machen sie –
und schiessen mit Pfeil und Bogen wie Legolas. Sogar die Kleidung erinnert an
Elben! He, für einen Mittelalterfilm schon sehr heftig. Dafür ist das Cast ein
wenig mehr aus sich heraus gekommen, es fühlt etwas mehr Mittelalter, auch wenn
sie irgendwie wohl Herr der Ringe vor Augen hatten. Fazit: Das Cast kann sich
sehen lassen, auch muss man die aufwendigen Dreharbeiten für einen Fernsehfilm
honorieren. Aber als Gesamtkunstwerk gesehen, ist die Leistung in jeglicher
Hinsicht schlichtweg zu gering geraten. Obwohl man von der Vorlage her auch
nicht zuviel erwarten durfte. Jedoch eine sinnvollere, logischere und
spannendere Story wäre möglich gewesen, die den Hauptmerk nicht auf Soap gelegt
hätte. Die DVD bietet zusätzlich: Making-of, Trailer, usw..
Hintergrundinfos:
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Iny Klocke und Elmar Wohlrath
zusammen als Iny Lorentz. Gedreht wurde, unter anderem, in Österreich.
Zu vergleichen mit „Die
Wanderhure (Teil 1.)“, „Die
Rache der Wanderhure (Teil 2.)“, „Das
Vermächtnis der Wanderhure (Teil 3.)“.
BRD, Österreich, Tschechien Spiel. 2012
Genre: Historienfilm, Drama, Mittelaltersoapopera
Min. ca. 120 DVD
Regie: Hansjörg Thurn
Drehbuch: Thomas Wesskamp, Dirk Salomon
Produzent: Andreas Bareiß, Sven Burgemeister, Josef Aichholzer, Manfred Brey,
Marion Dany, Stefan Gärtner, Filip Hering, Bernhard Natschläger, Andreas
Schneppe, Patrick Noel Simon
Darsteller/in:
Alexandra Neldel - Die Kastellanin Marie Adler*
Bert Tischendorf - Hauptmann Michel Adler von Hohenstein*
Götz Otto - König Sigismund von Luxemburg*
Esther Schweins - Äbtin Isabel de Melancourt*
Julian Weigend - Janus Supertur Großinquisitor des Papstes/Ruppertus Splendidus*
Johannes Krisch - Ritter Falco von Hettenstein*
Ill-Young Kim – Marat der Mongole
Nadja Becker - Hiltrud*
Helmut Berger - Graf Sokolny
Xenia Georgia Assenza - Janka*
Michael Markfort - Gaukler Nepomuk
Daniel Roesner - Thomas*
Mercedes Echerer - Hure
Hary Prinz
Corvus Corax
Cornelius Obonya
Julie Engelbrecht – Hulda von Hettenstein*
Johannes Zeiler
Fritz Egger
Kristina Skokova
Jutta Dolle - Brunhild
Bettina Schwarz - Dralle Hure
Jan Jakubal - Tänzer
Franz Froschauer - Ritter Roland
Wolf-Dieter Nitsch - Totengräber
Piro Rempel - Junger Soldat
Christian Weinberger - Pfaffe
                     

                     
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